Donnerstag, März 03, 2005

Ruhe Im Glied!

Die Musterknaben – Fuck the Army
(The Gay Deceivers)
USA 1969 88 min
von Bruce Kessler
mit Kevin Coughlin, Larry Casey, Brooke Bundy, Michael Greer
Video ( Gloria )

„Sollen die Kanonen schweigen, muss sich der Mann zum Manne neigen“ steht da auf dem gar lustigen Covermotiv der einstigen Firma Gloria. Ob dieser Slogan nun der Wahrheit entspricht oder nicht, sei hier dahingestellt; er bietet aber einen sehr gelungenen Einstieg in diese Filmbesprechung, ha!
Dat janze beginnt in einem Rekrutierungsbüro der US Army. Einem Ort also, an dem junge amerikanische Staatsbürger für tauglich befunden werden, sich in irgendeinem kommenden kriegerischen Konflikt den patriotischen Arsch wegschießen zu lassen. Den würden Danny und Elliot lieber behalten und man denkt angestrengt nach wie man denn die Armee am besten bescheißen kann. Und da man beim Militär „zwar mit Schießprügeln spielen darf, nicht aber mit dem Schießprügelchen vom Hintermann“ (Covertext), tun die beiden ganz einfach mal auf schwul. Und wie macht Mann so etwas in einem Film aus den Spät-60ern? Genau: die Stimme wird erhoben, die Hände werden zum zweiten Kommunikationsmittel, das Augenklimpern nicht zu vergessen. Die auffallende Mode darf natürlich auch nicht fehlen. Jawoll, so stellt sich der Stammtisch-Hetero einen Schwulen vor. Und da man über solche Typen den ganzen Tag abfeiern kann, genügen gleich sämtliche schwulen Filmfiguren diesem Klischee. Zudem dachten die Drehbuchschreiber, dass es mit diesem Running Gag getan wäre, und vermieden es, so etwas wie Wortwitz oder andere Einfälle in das Script mit einzubauen. Allerspätestens bei der schwulen Kostümparty knallt das Tuckenbarometer endgültig durch. Was dort getratscht, gegiftet, getickscht und gebaggert wird ist schlimmer als alle Folgen „Blond am Freitag“ zusammen. Aber ich schweife ab.
Unsere beiden Möchtegern-Schwuppen haben mit ihrer Masche tatsächlich Erfolg und genießen fortan das Leben in vollen Zügen und mit allerlei Miezen, bis eines Abends der Offizier vom Rekrutierungsbüro vor dem Haus steht, um zu überprüfen, ob die beiden Hübschen wirklich was füreinander übrig haben. Da stören natürlich die Mädels im Bett ganz gewaltig, drum wird ihnen fix das Nachhausegehen nahegelegt. Als weiteren Schritt ziehen beide in ein Einfamilienhaus in der tuffigsten Gegend der Stadt, komplett mit nackten Männerstatuen, sündhaft teurem Parfüm und einem knallrosa Schlafzimmer. Bald darauf stellen sich auch die Nachbarn vor, und die oben beschriebe „Hach, herjechen!“ Show kann beginnen. Zu allem Überfluss brodelt es den beiden schon bald wieder mächtig in den Nüssen und so wird die ganze Sache bald sehr kompliziert – aber leider nur bedingt komisch. Kostprobe? „Der hat Asthma sagst du? - Ja, ich dachte erst der würde vor Leidenschaft keuchen. - Pass auf du, der kriegt es fertig und trägt in der Hose eine Prothese!“ Womit wir zum Schluss bei der Synchronisation wären, deren doch derbere Zoten nicht so ganz zu den zahmen Bildern passen wollen. Dies hat den simplen Hintergrund, dass der Film, obwohl schon 1969 gedreht, erst mit 11 Jahren Verspätung in die bundesdeutschen (Bahnhofs-)Kinos kam. Unter dem tollen Titel „Ein Stall voll süßer Bubis“. Leider wird der Film nicht einmal diesem Titel gerecht.

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