USA
2012 164 Min
von
Christopher Nolan
mit Christian Bale, Tom Hardy, Marion Cotillard, Anne
Hathaway
Kino
(Warner)
Vorsicht: Spoiler!
Dies ist
Nolans nicht krönender, aber doch insgesamt gelungener Abschluss seiner
Batman-Trilogie. (?) Mit seinen fast drei Stunden Spielzeit episch
angelegt, versteht es der Film, einen über weite Strecken zu unterhalten. Das
schaffen beileibe nicht alle Filme, die Hollywoods selbsternannte Traumfabrik
so in die Kinos rülpst… Das Nolan derzeit einen Status im Studiosystem innehat,
der es ihm erlaubt, düstere und auch komplexere Geschichten zu erzählen (also
komplex gemessen am sonstigen Hollywood-Output) ist bekannt. Bloß gut, dass er
es auch draufhat: So bekommt er den Spagat zwischen Actionelementen und den
vielen Erzählsträngen gut auf die Reihe, ohne zwischendurch größere Durchhänger
zu verzeichnen. Komplett gelungen ist dies nicht, denn The Dark Knight Rises schrammt doch generell immer haarscharf an
der inhaltlichen Überfrachtung vorbei. Es wird eine Geschichte erzählt, die
auch für zwei normale (und 15 Michael Bay-) Filme gereicht hätte. Dies führt
auch zu dem heikelsten Element, dass sich die Story und mit ihr die Dramaturgie
in den ersten gut 2 Stunden grob gesehen zwei Mal im Kreis dreht. Bruce Wayne
emotional ganz unten, dann aufraffend, dann noch weiter unten und wieder die
Kurve kriegend. Obwohl dies durch die Handlung abgedeckt ist, bremst es gerade
auf der zweiten Schleife, also den Gefängnis-Szenen, die Handlung doch etwas
aus. Auch weil dies der Batman-Film ist, in dem die Hauptfigur wohl mit die
längste Zeit lediglich auf die Umstände reagiert, anfangs mehr mit sich zu tun
hat und auch später immer seinen Gegenspielern einen Schritt hinterherhinkt.
Nolan lässt die olle Fledermaus dieses Mal ordentlich leiden; ein langer,
langer Leidensweg ist es bis zur seelischen Wiedergeburt.
So richtig
störend empfand ich die Sache letztlich nicht. Vielleicht ist es ja auch
beginnende Altersmilde… Hmmm, wohl dann doch eher die positiven Dinge, welche überwiegen:
Die Darsteller tun das, was sie tun müssen, um die ganze Sache zu wuppen. Bane,
obwohl als Gegenspieler per Definition seines Charakters eher eindimensional angelegt, funktioniert
doch besser als gedacht, auch wenn er natürlich deutliche Handycaps gegen
schillernde und vielschichtigere Charaktere wie die schnurrige Katzenfrau, die
ja auch ihm Film umherstreunt, besitzt. Die Musik von Hans Zimmer ist
zweckgebunden okay und funktioniert, obwohl es eigentlich nicht mehr als Dienst
nach Vorschrift vom guten Hansi ist und quasi…nun ja… zusammengezimmert wirkt.
Alles irgendwo schon mal gehört, inklusive der hohen wispernden Frauenstimme,
die am Ende nach Erlösung verlangt (was ist eigentlich die Steigerung von
Klischee? Filmmusikalischer Archetyp? Meta-Klischee?). In jedem Fall wirkten
meine Ohren an der Stelle unangenehm verklebt, gut dass es nur ein paar
Sekunden waren.
Nicht zu
vergessen wären die Nolan-typischen Querverweise auf das aktuelle politische
und gesellschaftliche Zeitgeschehen. Catwoman trachtet in dem Film, den
sogenannten „Neustart“ zu bekommen; ein Programm, das die digitale, indem Fall durch
die minder-privilegierte Herkunft bedingte, unrühmliche Vergangenheit einer
Person löscht und einen echten Neuanfang verspricht. Den „Radiergummi fürs
Internet“, würden jetzt deutsche Netzpolitiker der Generation „Pong-Automat“
sagen… Zudem flicht Nolan die gegenwärtigen Spannungen, bedingt durch Banken-
und Eurokrise und deren folgenreiche weitere Spaltung der Gesellschaft in
reichere Reiche und ärmere Arme, mit ein. Bane erscheint in Zeiten
gesellschaftlicher und politischer Wirren als vermeintlicher Erlöser für die
einfache Bevölkerung, der den Leuten ein besseres Leben plus Abrechnung mit
bisherigen Autoritäten verspricht, der jedoch nichts als ein skrupelloser
Verführer ist und seine eigenen, finsteren Pläne verfolgt, was für eben jene
Bevölkerung endgültige Konsequenzen bereithält. Sowas soll ja auch auf dem
realen Planten Erde schon mal vorgenommen sein. Die erste deutsche Republik ja
auch das Problem, der Rest ist dunkelste deutsche Vergangenheit und die
finanzielle Lebensgrundlage von Guido Knopp. Die Kommentare wirken im Film
erfreulicherweise nicht deplatziert und durchaus stimmig, so dass auch dieser
Film den Spagat aus Unterhaltung mit einer Portion Zeitkritik packt. Nicht so
gut, wie vielleicht sein Vorgängerfilm, aber allemal zufriedenstellend.
Okay, es
gibt auch ein paar kleine Logiklöcher, bei denen man schon ein Auge zudrücken
muss: Wieso Catwoman bis zum Ende des Films die wahre Identität von Batman
nicht weiß, obwohl sie das erste Zusammentreffen zwischen Bane und der
Fledermaus beobachtet, in der Bane dessen echten Namen erwähnt plus ihr die
Maske vom Gesicht zieht, erscheint nebulös. Und dass am Schluss die Tatsache,
das eine im Meer versenkte Atombombe detoniert, ohne eine Monster-Mörder-Welle
auszulösen, auch nicht ganz wissenschaftlich gedeckt ist, dürfte ebenso klar
sein. Ich verbuchs mal ganz generös unter künstlerische Freiheit mit dem
Totschlagargument, dass Film bekanntlich ja seine eigenen Gesetze hat. Ha,
klappt doch immer wieder!
Um zum Ende zu kommen: The Dark Knight Rises ist ein gelungener
Film mit kleinen Schwächen, der damit eine der erfreulichen Ausnahmen inmitten
der sonst üblicherweise dumm-dusseligen Hollywood-Action-Unterhaltung bildet.