Sonntag, Juni 05, 2005

Hau den Lucas!

Star Wars III - Die Rache der Sith
Star Wars III - Revenge of the Sith
USA 2005 140 Min
von George Lucas
mit Ewan McGregor, Nathalie Portman, Hayden Christensen, Samuel Jackson
Kino (Fox)

So, das wars dann wohl. Georgie-Boy hat sein Star Wars Imperium (zumindestens im Kino, zumindestens vorläufig) abgeschlossen. Leider nur 22 Jahre zu spät. Denn filmhistorisch gesehen ist er mit seiner neuen Trilogie schon lange zur dunklen Seite der Macht gewechselt. Anders jedenfalls ist die filmische Totalverweigerung, die sich "Star Wars 1 - 3" nennt, kaum zu erklären. Ja, auch "Die Rache der Sith" passt sich seinen beiden Vorgängern an. Knallbuntes Effektkino ohne jede Seele. Ein Film mit niedrigem Verfallsdatum.

Regie
Einfallslos und uninspiriert. Wie eine nicht motivierende Auftragsarbeit kurbelt Lucas die Szenen runter. Schema 1: Man beginne die Szene in einer Totalen und fahre dann im Verlauf einer Szene nah an das Objekt heran. Schema 2: Man schneide Totalen und simple Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen aneinander. In Ausnahmefällen werden beide Schematas auch mal kombiniert. Visueller Einfallsreichtum sieht anders aus. Auch die Actionszenen sind alles andere als gelungen. Meistens klebt Georgie einfach viel zu nah an den Charakteren, so dass das Ganze schnell unübersichtlich wird (und aufgrund der Laserschwert-Flackerei in den ersten Kinoreihen akute Epilepsie-Gefahr besteht!). Auch die immer als gelungen und atemberaubend beschriebenen Eingangszenen sind von der Kameraführung einfach nur schlecht. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Kamera recht ziel- und wahllos irgendetwas ins Bild nimmt, aus dem Bild verliert und herumschwenkt. Innovativ wie ein Pfund Gehacktes von der Fleischtheke.
Warum nur musste Lucas alle neuen Teile selbst inszenieren? Bei der Ursprungtrilogie konnte er sich noch besser einschätzen und überliess Teil 2 und 3 (nun Teil 5 und 6) anderen Regisseuren.

Schauspielführung
Gehört ja eigentlich zum Regisseursberuf dazu. Nur George hat das bis heute nicht begriffen. Entweder, weil er es schlicht und ergreifend nicht kann, oder aus simplen Desinteresse. Den Darstellern stehen jedenfalls die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Was willst du bloss von uns, alter Mann?

Drehbuch
Dass Schreiben ja noch nie die Domäne von GL war, ist ja schon lange bekannt. Nach "Krieg der Sterne" sah er dies wohl auch selbst ein und stellte sich aus Selbstschutz bei den Teilen 5 und 6 einen Co-Autor zur Seite, was den beiden Filmen sichtlich guttat - vor allem in Pukten Dialog und Dramaturgie. Genau daran haperte es bei Teil 1 und 2, genau daran scheitert auch Teil 3. Im Eilschritt arbeitet das Script Szene um Szene ab, findet nie eine Verbindung zu einem großen Ganzen. Eine simple Nummernrevue, die von der schon erwähnten uninspitierten Regie noch "effektvoll" versehen wird. Auch dramaturgisch wäre viel, viel mehr drin gewesen: Ob der "Umschwung" Annies hin zur dunklen Seite der Macht, sein Unfall (erst fängt er an zu brennen, plötzlich hört er mittendrin einfach auf?!?), seine Verwandlung zu Darth Vader oder die total vermurkste Idee der Paralellhandlungen - das wirkt alles nicht sehr ausgereift, dafür aber unglaublich spannungsarm.

Schnitt
Das gewählte Mittel der Crosscuts, der Parallelmontage von zwei Szenen ist, wie schon erwähnt, schlicht und ergreifend dramturgisch fehl am Platze, da das Auseinanderpflücken der Szenen weder der Spannung, noch der Dramatik zuträglich ist. Da beides sowieso nicht vorhanden ist, wirkt das Mittel sogar kontroproduktiv und zieht das Werk zusätzlich noch nach unten, auch weil den beiden Schnittmümmeln gerade hier jegliches Timing fehlt.

Effekte
Was zuviel ist, ist einfach zuviel. Dieser Drang nach "MEHR!!!" geht mir an Hollywood ja schon seit Jahren auf den Zeiger - und die Siffkrieger hauen voll in die Kerbe rein. Natürlich - ein Star Wars muss auf Effekte setzen. Nur sollte man so viel Abstand zu seinem Werk haben, das man ein gewisses Maß walten lässt. Leider hat Lukke seinen Messbecher schon lange zu nem Blumentopf umgewandelt, denn was einem hier an kriechenden, fliegenden, rennenden, keuchenden und immer dämlichen Viechern über den Weg läuft, nervt schon nach kurzer Zeit. Immerhin kann man so nach kurzer Zeit anfangen, seinen Gähnreflex zu trainieren. Immerhin lässt sich bei diesen Figurensammelsurium so noch mehr aus dem Merchandising holen. Obwohl: so unoriginell wie die Viecher waren, glaube ich nicht so recht daran. Alleine als Captain Crossant seine vier Laserschwerter in die Griffel nahm, fühlte ich mich an Harryhausen's Medusa erinnert (Zumal die genauso gut animiert war!). Für mich war die Sache mit den "tollen" Effekten ab der Szene gegessen, als Chris Lee im Salto die Abkürzung anstatt der Treppe nahm.

Schauspieler
Die können einem echt leid tun. Am besten kam ja noch Chrissi Lee weg, der konnte sich nach dem Anfang das ganze von Draussen ansehen. Die anderen hatten weniger Glück. Es macht den Herren McGregor, Jackson und Portwein (sorry, Miss!) sichtbar keinen Spass, die ganze Zeit nur vor Blue- oder Greenscreens zu stehen. Man stelle sich dass mal vor: "Also Ewan - du stellst dich jetzt mal hier hin und gehst dann nach links. Die grübe Wand hinter dir ist ne tolle Ansicht von deinem Heimatplaneten. Neben dir laufen ein Wookie, sieben Flügeldruiden und 2 furzende Kloroboter mit Diarrhoe - natürlich nicht jetzt, sondern später erst. Dann gehst du durch diese imaginäre Tür, in ein nicht vorhandenes Zimmer und setzt dich auf ne Coach, die wir dir auch erst später unter dem Arsch rein digitalisieren!" Welcher gestandene Mime wäre da nicht angepisst von seiner Arbeit? Immerhin haben diese Herrschaften so viel Talent, dass dabei immerhin noch was einigermaßen solides dabei rauskommt. Bei weniger guten Kamerahoppeln ists da allerdings aus. Richtig, die Rede ist von Hayden Christensen. Der Junge bringts einfach nicht. Wie will man den eh schon dramturgisch verhauenen Kampf zwischen "Gut" und "Böse" halberwegs gut rüberbringen, wenn man nur mit Mühe auf einen Gesichtausdruck kommt? Scahut man in den Nahaufnahmen in Christiansens Gesicht, dann sicht man in ein großes, kulleraugiges Nichts.

Musik
Tja, die Williams-Christ-Birne liefert was grundsolides ab, zumeist recycelt aus seinen vorhergehenden Scores. Das klingt alles nicht schlecht, packt einen aber auch nicht an den Eiern.

Was bleibt, ist ein generelles Problem: Durch die neue Trilogie geht auch teilweise die Dramaturgie der Alten flöten. Wenn in Teil 6 olle Vader Luke nun eröffnet, das er sein Vater sei, mussen sich zukünftige Star Wars-Generationen nun sagen: "Weiß ich, und zwar schon lange." Auch Yoda verwandelt sich nun, vom hüpfenden Flummi aus Teil 1 - 3 auf einmal in einen steinhockenden Greis. Diese und andere Dinge werden aber Georgie wohl sicherlich dazu bewegen, nach mal Hand an seinen Ur-Trilogie zu legen. Ach was: Warum nicht noch mal neu drehen? Diesmal auch mit computeranimierten Schauspielern? Der Harrison Ford sieht heute nämlich nicht mehr so knusper aus! Dann muss Georgie auch nicht mehr mit diesen doofen Schauspielern arbeiten, die ja nicht so wie Digitaleffekte schön die Fresse halten und zu allem "Ja" und "Amen" sagen. Endlich: ein kompletter digitaler Star Wars-Film!!! Spinnerei sagt ihr? DIESEM Oppa ist ALLES zuzutrauen.

So, dass musste jetzt einfach raus! Ach ja: noch was zum Thema Komik in ST III: Wenn ich mir ne Weltraumkomödie anschauen will, dann gucke ich mir SpaceBalls an. Der nahm sich nämlich erfrischend wenig ernst. Hätte sich Georgie ne Scheibe davon abschneiden können, denn seine Gags verlaufen hier kilometerweise unter der Grasnarbe. Darauf erst mal ne Dose PerriAir!