Dienstag, August 30, 2011

Ablegen unter: Wichtig!

Nacht und Nebel
(Nuit et brouillard)
F 1955 30 Min
von Alain Resnais
Bundeszentrale für politische Bildung (DVD)

1955 – Der Filmregisseur Alain Resnais besucht die leerstehenden Ruinen ehemaliger Konzentrationslager der Nazis. Die Natur, man sieht es den Filmaufnahmen an, beginnt, sich auf den ehemaligen Arealen des Schreckens wieder bequem zu machen. Beginnt, das Grauen, was die stummen Bauten der Massenvernichtung in eine bedrückende Aura tauchen, langsam zu überdecken. Doch Resnais kommt, um einen Dokumentarfilm gegen das Vergessen zu drehen. Sein Film bringt zum ersten Mal die beklemmenden, drastischen und eigentlich unfassbaren Archivbilder an die breite Öffentlichkeit. Auf der Berlinale 1956 verursacht er einen Skandal, in einem Land, dass im beginnenden Wirtschaftwunder auch gerne Gras über die Dinge der jüngeren Vergangenheit wachsen lassen würde. Den Kommentar zu Resnais Werk schreibt der Schriftsteller Jean Cayrol, die deutsche Bearbeitung wird von Paul Celan übernommen, beide Überlende des Holocaust. Es entsteht ein Essay, der nicht zu erklären versucht, was nicht zu erklären ist. Die Menschenverachtende, das den Bildern inne wohnt, spricht für sich – und macht gleichzeitig sprachlos. Das System Konzentrationslager wird im Film von seiner Planung bis zum Ende wortgewandt skizziert. Mal prasseln Wortsalven auf den Betrachter ein, mal werden die Sätze wirkungsvoll zerdehnt. Die Musik Hanns Eislers gibt sich dramatisch, elegisch, manchmal gar fröhlich, um den Kontrast zum Gezeigten noch zu verstärken. So sind 30 Minuten Film entstanden – 30 Minuten Film gegen das Vergessen – 30 Minuten Film, die das Unfassbare, die für den menschlichen Geist fast irrational anmutende Hölle auf Erden, eindrucksvoll auf Zelluloid bannen – und auch 30 Minuten Film, der damals die richtigen Fragen stellte, wie auch heute noch stellt. So ganz nebenbei stellt Nacht und Nebel in seiner Klarheit und „nüchternen“ Direktheit jede Infotainment-Sauce aktuelleren Datums zum Thema mühelos in den Schatten. Seine Qualität in Wort, Bild und Montage geben Raum zur Auseinandersetzung gerade auch in der Schule. Wohl auch aus diesem Grund erfährt der Film dankenswerterweise seine deutsche DVD-Premiere als Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung.

Sonntag, August 28, 2011

Affen zum Gaffen

Planet der Affen – Prevolution
(Rise of the Planet of the Apes)
USA 2011 105 Min
von Rupert Wyatt
mit Andy Serkis, Tom Felton, James Franco, Freida Pinto
20th Century Fox (Kino)

Da habe ich im Kino gesessen mit der sehr schmalen Erwartung, einem weiteren der in den letzten Jahren inflationär aus Hollywood kommenden, vergessenswerten bis maximal durchschnittlichen Unterhaltungsfilme beizuwohnen. Diese Tonnen an sinnlosen Remakes, Sequels, Prequels und anderer Langeweiler. Tja, und dann bekam ich fast nicht mehr meinen Mund zu – und das nicht etwa wegen einer Ladung Popcorn – nein, es war doch tatsächlich das, was dort auf der Leinwand vor mir dahin flimmerte.
Um es kurz zu machen, „Planet der Affen – Prevolution“ ist so ziemlich das Unterhaltsamste, was seit Jahren aus Hollywood abseits der Finchers und Nolans in die Kinos schwappt. Weil er all die Ingredienzien nicht hat, die mich zumeist stören:
1. Dem Film dient nicht ein simpel-langweilig-dämliches Drehbuchfragment als Dramaturgie-Kitt für endlos-breitgewalzte Actionsequenzen. Nein, die Story, die Charaktere und ihre Entwicklung haben den Vorrang.
2.Action kommt trotzdem vor, jedoch immer nachvollziehbar in die Handlung eingebettet. Zudem wird auf die bei mir berüchtigt-gehasste Wackelkamera verzichtet. Man erkennt einfach alles – nicht zu fassen. Scheinbar ist der Trend, zu diesem Stilmittel zu greifen, ja etwas rückläufig. Ich hoffe es zumindest. Jetzt muss nur noch jemand diesem Herrn Bay Bescheid sagen.
3.Es gibt keine doofen, weil pseudo-coolen, weil bemühten Einzeiler! Ich empfinde das als Segen. Denn ganz ehrlich, diese Sachen waren zu Zeiten von Lethal Weapon und Stirb langsam neu und originell. Seit Jahren ist es schon zum Dauer-Gimmick verkommen, an dem schon die Drehbuchautoren scheinbar kein Interesse mehr hatten, was sich im fertigen Produkt zumeist dann auch zeigt.
4.Das Drehbuch besitzt wieder Gespür für die richtigen Höhepunkte zur richtigen Zeit – und übertreibt diese auch nicht maßlos. Beispiel: Als Caesar dem fiesen Tierheim-Aufseher seine Auflehnung zu verstehen gibt und die Affenmeute zum Ausbruch aufstachelt, gibt uns das Drehbuch als dramaturgischen Höhepunkt sein erstes Wort – und nur dieses Eine! In vielen anderen Beispielen hollywoodesker Cashing-In-Ware hätte es wohl hier gleich noch einen Feldherren-Monolog zur Affen-Mobilisierung gesetzt. Hier gottseidank nicht…Auch in der Endszene wird nicht mehr geredet, als es für den Moment nötig erscheint.
Als Bonus gibt es noch eines der apokalyptischsten Enden in einem Hollywoodfilm. So dass ich mir fast wünschte, der Film würde für sich allein stehen und kein Prequel sein. Aber okay, wenn die Macher nicht an eine bereits existierende Geschichte andocken müssten, wäre so ein Ende mit den großen Geldgebern auch nicht machbar gewesen. Zu riskant, keine Frage. Gut gelöst ist es in jedem Falle, einen gewissen zeitlichen Zwischenraum zum Anfang des Originals zu lassen, den sich der Zuschauer locker zusammen reimen kann. Doch genau dieser Zwischenraum könnte, auch bei dem finanziellen Erfolg des Films, der sich ja abzeichnet, ein Handicap bereits in sich tragen: Er ist groß genug, um noch locker so 1 bis 3 weitere Prequels unterzubringen…We will see.
Egal, „Planet der Affen – Prevolution“ versetzt einen qualitativ in die guten Hollywood-Zeiten der 70er und 80er Jahre. Ich wünsche mir wieder mehr Filme dieser Güte.

Auf ein Neues

Nach über 5 Jahren nehme ich meine Blogaktivitäten wieder auf. mal schaun, wie lange meine Lust am Schreiben anhält.