Donnerstag, März 03, 2005

Lenzis Schlafrock

Entschuldigen Sie, sind Sie normal?
a.k.a. Flotte Teens und der Staatsanwalt
a.k.a. Das heiße Girl und der Staatsanwalt
(Scusi, lei e normale?)
Italien 1979 87 min
von Umberto Lenzi
mit Ray Lovelock, Anna Maria Rizzoli, Renzo Montagnani, Enzo Cerusico
Video (Holiday Movies)

Was für eine doofe Frage! Natürlich nicht, denn ansonsten hätte ich auf das Vergnügen, der Vorführung dieses Filmes beizuwohnen gerne verzichtet. Aber irgendeine Macke hat ja jeder. Also bitteschön:
Das oben erwähnte „heiße Girl“; wahlweise auch „der heiße Teen“ (don`t look at me so komisch, ich kann auch rein gar-nothing für diese Titel) ist die Tochter eines politischen Abgeordneten, der sich gegen den Sittenverfall im Allgemeinen und die Pornographie im Besonderen einsetzt. Zu dumm nur das die Tochter als „Nina Pompon“ heimlich für Sexmagazine posiert. Väterchen findet in seinem Kampf Unterstützung durch den Generalstaatsanwalt von Spoleto mit Namen Sparvieri, doch auch dieser hat ein schwarzes Schaf in seiner Verwandtschaft. Sein Neffe Nino ist schwul (oder er versucht zumindest so zu tun). Beide moralisch Gefährdeten lernen sich bei einem Marathon -Tanzwettbewerb kennen, der nicht nur eine Belastung für die Beine darstellt. Auch die Ohren erwischt es voll, denn Lenzis Stammkomponist Franco Micalizzi bittet zum „Disco-Boogie-Woogie“!!! Und das klingt genau so wie der Name es erwarten lässt. Anders gesagt, das ganze auf CD in der Endlos-Schleife und meine Nachbarn kündigen mir die Freundschaft.
Vollkommen abnorm findet es auch Nina, dass ihre neue Bekanntschaft so gar nichts von ihr wissen will – selbst mit Alkohol will sich der erhoffte Beischlaf mit Nino nicht einstellen. Aber sie gibt nicht auf, und das sehr zum Ärger von Ninos Freund(in) Nicole, einem Transvestiten, der sich auch nicht so einfach von seiner Beziehung lösen will. Ich habe jetzt mal mit viel Phantasie das Wort „ Beziehung“ verwendet. Denn im Film kriegt man davon nicht sehr viel mit – und wenn dann höchstens in dezent verbaler Form. Den einzigen körperlichen Kontakt zwischen Nino und Nicole im ganzen Film markiert ein gezielter Faustschlag voll auf die 12. (Sie schlugen aber küssten sich nicht!) Auch ansonsten ist es wie in allen Mainstream- Filmen dieser Zeit. Homosexuelle sind alle Transvestiten oder aber auf dem Sprung dorthin. In jeden Fall sind sie asexuell. (Na gut: ein händehaltendes Pärchen glaube ich kurz im Hintergrund gesehen zu haben.) So ist das Ende dann natürlich auch vorgezeichnet: Nino wird zum Hetero und Nicole und der Staatsanwalt dürfen sich am Schlussgag von „Manche mögens heiss“ versuchen. Auch auf dem Erotiksektor gibt’s keine Überraschungen. Während sich diverse Damen barbusig bis schamhaarig geben, behalten die Kerle ihre Kleider an.
Leider ist der Film auch als Komödie ein ziemlicher Bauchklatscher. Das Drehbuch ist stellenweise so unglaublich dusselig, das man die Beweggründe des Handels der einzelnen Personen teilweise nicht nachvollziehen kann. Also das Herbeiführen von komischen Situationen auf Teufel komm’ raus – was ja mitunter auch funktionieren kann. Hier jedoch nicht. Daran hat dieses Mal die deutsche Bearbeitung durch die Firma „Schier“ ihren Anteil. Denn was hier verbal zum Besten gegeben wird, spült man sonst gemeinhin mit Domestos aus. Schier zum Davonlaufen halt. Wer sich wirklich diesen Film ansehen möchte, dem empfehle ich, zwecks Vorbeugung von Langweile eine Strichliste der am meisten gebrauchten Synonyme für Homos zu führen. Ich kam zu spät auf diesen wunderbaren Gedanken, glaube aber dass Tunte, Hinterlader und Schwuchtel ganz vorne dabei wären. Ansonsten gibt’s allerlei hohle Sprüche a la „Mann hat die einen Popo, da kriegt man ja einen zu viel!“ und natürlich noch meinen persönlichen Favoriten in dem Reigen: ein netter Carabinieri meint über Nicole: „Der ist ja so schwul, das er mit der flachen Hand die Hose bügeln kann!“. In jedem Fall bleibt die Erkenntnis, dass auch eine traditionelle Klamauk-Synchro aus deutschen Landen nicht lustig ist, wenn die Macher ihren Humor in der Kniescheibe haben.

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