Dienstag, März 14, 2006

The Stink Panther

Der Rosarote Panther
„The Pink Panther“
USA 2006 95 Min
von Shawn Levy
mit Steve Martin, Kevin Kline, Jean Reno, Beyonce Knowles
Kino (MGM)


Er kommt einfach nicht zur Ruhe, unser Paulchen Panther – und mit ihm die Herren Clouseau und Dreyfuss. Im Vorwort seiner Resteverwertung an unbenutzten Peter-Sellers-Aufnahmen („Der rosarote Panther wird gejagt“) meinte Regisseur und Filmfigurvater Blake Edwards ganz treffend: „For Peter – the One and Only Inspektor Clouseau“. Trotzdem versuchte auch Edwards nach dem Exitus seines begnadeten Hauptdarstellers noch etwas Geld aus der Panther-Idee rauszuholen: Die halbgaren bis äußerst schwachen Versuche nennen sich dann „Der Fluch…“ bzw. „Der Sohn des rosaroten Panthers“. Immerhin, eines tat er aus Respekt und auch Einsicht niemals: die Figur des Clouseau neu aufleben zu lassen. So dumm war der Komödien-Spezi Edwards nicht mal in seinen belanglosen Rentnerjahren.

Nun, Steve Martin, auch in den Rentnerjahren, IST so blöd. Anders kann man diese humorfreie Zone, die sich „Der rosarote Panther“ nennt, nicht erklären.

Sellers Figur war zwar trottelig, aber trotzdem liebenswert. Er war halt ein Pechvogel, der durch Zufall seine Fälle gelöst hat. Das war die humoristische Basis, auf der alle weiteren Gags aufbauten und wirken konnten. Steve Martin macht aus der Figur einen arroganten Angeber, der ungefähr so sympathisch ist wie ein Neonazi, der einem kleinen blinden behinderten Mädchen den Rollstuhl klaut und damit ihren Hund (der einzige Freund, den sie noch hat) plattfährt. (Er ist also ein waschechter Ami, der vorgibt, ein Franzose zu sein. Das ist NICHT witzig!) Kurzum: Wie bitte soll ich mit oder über eine Figur lachen, von der ich mir wünsche, sie würde nach 10 Minuten von der Leinwand verschwinden? Die Neuinterpretation der Figur des Inspektor Clouseau ist völlig misslungen, womit dem Film eben jene Grundlage fehlt, die die alten Filme hat funktionieren lassen. Das Gleiche trifft auch auf Kevin Kline als Dreyfuss zu, der aus seiner Rolle nichts machen kann, weil sie einfach nichts hergibt. Keine guten Gags, keine Entwicklung. In den alten Filmen war es strunzkomisch, wie Clouseau seinen Vorgesetzten Schritt für Schritt in den Wahnsinn trieb. Hier behilft man sich einer langweiligen „Ich-will-ne-Auszeichnung-und-Clouseau-brauch-ich-als-Bauernopfer“ Grundidee, aus der man kaum komisches Potenzial schöpft und das Ganze mit einem simplen „Wer-ist-der-beste-Detektiv“-Schluss a la Agatha Christie "krönt". Bei Jean Reno ist’s dann endgültig aus: Er soll wohl der "Kato“-Ersatz sein, darf aber außer einem Running-Gag, bei dem noch nicht mal der Mundwinkel für einen Sekundenbruchteil zuckt, nichts zum Film beitragen. Ich kann bloß hoffen, dass wenigstens die Gage hoch genug war.

Zudem reduziert das Gespann Martin/Blum den anarchischen, genreparodistischen Humor auf kreuzbraves Hollywoodniveau mit einigen „American-Pie“- Flatulenzanleihen, das ganze verwoben mit einer mächtigen Prise Franzosen-Bashing (Dieser Akzent, den die Sprechen! Is ja noch schlimmer als ihre Sprache! Und ein „H“ kriegen sie gar nicht auf die Reihe! Höhöhö!). Darüber lachen vielleicht noch ein paar Amis, die Frankreich nur von ihren Fritten her kennen, aber alle anderen? Eben: Fehlanzeige.

Den vorhersehbaren, halbgaren, simplen und meistens unwitzigen Gags passt sich die Regieleistung hervorragend an. Als Beispiel, die tolle „Ladykracher-like“ Sequenz vom Anfang: kleines Auto, große Parklücke: Schon der „Establishing-Shot“ dieser Szene verrät überdeutlich, was die nächsten Sekunden passiert. Okay, denkt man sich, der knallt vorn und hinten gegen die Autos, und man hofft, es würde dazu noch irgendetwas Überraschendes passieren, was die Kamera noch ausspart. Aber nein, Herr Martin verbeult die beiden Autos ein bischen, und das wars – Witze von Fips Asmussen (Ihr wisst schon, der mit der „Prostata-Tätowierten“!) sind Zwerchfell-Kitzler dagegen – und auch überraschender.

Was bleibt, sind Fragen:

1. War Steve Martin wirklich mal ein guter Komödiant?

2. Warum müssen die Amis selbst in einer Komödie durchscheinen lassen, dass ihre Kultur die allen überlegende ist? (siehe die oberpeinliche Hamburger-Szene in New York)

3. Warum müssen fast alle Beteiligten den ganzen Film einen total überzogenen französischen, wahlweise auch russischen Akzent sprechen?

4. Warum sind die verantwortlichen Synchronhupen so intelligenzbefreit und übernehmen das auch noch, nur schlechter (Stichwort: wegsehen <–> wichsen)?

5. Warum muss mir so etwas passieren?

Ich ging ins Kino, wenigstens mit der Hoffnung auf eine solide Komödie – aber das war einfach nur unterirdisch. Immerhin, die alten Filme mag ich nun umso mehr, auch was.