Dienstag, Juli 12, 2005

Wunder gibt es immer wieder...

Krieg der Welten
(The War of the Worlds)
USA 2005 116 Min
von Steven Spielberg
mit Tom Cruise, Dakota Fanning, Justin Chatwin, Tim Robbins
Kino (UIP)

Mein Gott, olle Steven hat auf seine alten Tage noch mal einen rausgehauen! Tatsächlich ist „Krieg der Welten“ im Bereich Hollywood - Blockbuster der beste seiner Zunft seit einigen Jahren. Okay, die Story hat so ihre Schwachstellen. Geschenkt, denn das war eh vorher klar angesichts der bekannten Vorlage. Viel mehr sah ich meine derzeitigen Vorbehalte gegen Hollywood wieder mal bestätigt, als bekannt wurde, dass Spielberg sich großzügig von der Armee beim Filmdreh unterstützen lies. Zu lesen war auch von der momentanen Intention der US-Army, bei gewährter Hilfe im Gegenzug besseren Zugriff und Mitsprachemöglichkeiten auf das Drehbuch und die Dreharbeiten zu bekommen. So stand wohl auch am Set von KdW der Pentagon-Mann immer in Reichweite von Herrn Spielberg. Zudem erwähnte Steven ja, dass er sich sehr an das Original von 1953 halten werde, welches ja vor Pathos und Melodramatik nur so trieft! Umso mehr erstaunt es mich, wie wenig patriotisch oder pro-militaristisch Spielbergs Film ist. Beides findet faktisch einfach nicht statt! Da sitzt man im Kinosessel, mit den Negativbeispielen der vergangen Jahre im Hinterkopf, und – denkste. Was auch immer Spielberg hier geritten hat, er sollte es öfter tun!
Auch seine Inszenierung weiß zu gefallen, einfach weil er sich offensichtlich an die guten 70er und 80er Jahre erinnert hat. Kurzum – Spielberg setzt auf echtes, ehrliches Regiehandwerk, was dem Film und seiner Wirkung deutlich zu Gute kommt. Keine wild herumfuhrwerkende Kamera, keine Shutterspielereien, keine pseudo-coolen Zeitraffer / Zeitlupen-Aufnahmen. Spielberg inszeniert technisch grundsolide – und damit richtig gut. Tatsächlich ist das doch der erste Sci-Fi/Horror/Action-Blockbuster seit Jahren, bei dem ich zu jedem Zeitpunkt wusste, was da genau gerade im Bild passiert. So wird der Blick frei auf wirklich tolle visuelle Bildkompositionen, auf wohl gewählte Kamerafahrten; die beweisen, dass Spielberg es einfach draufhat, wenn er nur will.
Auch bei den Effekten schert KdW in angenehmer Weise aus der derzeitigen Hollywood-Masche aus. Es geht mir dabei gar nicht um die Qualität der FX (die zu gefallen wissen), sondern um deren Einsatz. Tatsächlich war hier seit langem einmal NICHT dieser Hang nach MEHR zu verspüren, der sonst so unangenehm in vielen anderen Filmen seiner Art auffällt (man siehe sich Blade 3, Star Wars 1-3 oder ähnliche hohle Effekt-Orgien an). Nein, Spielberg unterwirft die Effekte seiner Inszenierung und zeigt nur das was unbedingt notwendig ist. Eine löbliche und meiner Meinung nach die einzig richtige Einstellung, an der sich andere Hollywood-Regie-Bembel mal ein Beispiel nehmen sollten.
Auch für John Williams ist KdW die reinste Frischzellenkur. Unfassbar, ich konnte es am Ende kaum glauben, das da sein Credit im Abspann stand, denn der Score hörte sich so gar nicht nach dem Einheitsbrei an, den Williams die letzten Jahre verzapft hat (zuletzt bei SW 3). Hier haben wir es mit einem wunderschön einfachen, geerdeten Score zu tun, keine bis zum Erbrechen eingesetzte Choräle, keine patriotischen Melodiebögen – Williams Score fügt sich einfach nahtlos in den Film ein und unterstützt dessen düstere Atmosphäre bestens.

Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, aber der Film beweist: Man hat in Hollywood das Kinohandwerk noch nicht gänzlich verlernt. „Krieg der Welten“ ist spannend, nie langweilig, (für einen Hollywoodfilm) erstaunlich düster und erfreut Auge und Ohr. Mehr erwarte ich von einem Blockbuster nicht. Das Tommie-Boy alles, nur kein Hafenarbeiter ist: Geschenkt. Kleinere Logiklöcher (z.B. die laufende Videokamera, obwohl alle technischen Geräte im Arsch sind): Geschenkt. Der Film unterhält Bombe, und ich kann nur hoffen, dass andere Herren aus Hollywood das selbe wie Steven gesoffen haben.

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