Freitag, Juli 15, 2005

Die große Grüne und ihre kackende Kaulquappe

Godzilla – Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster
(Godzilla vs. Hedorah)
Japan 1971 86 Min
von Yoshimitsu Banno
mit Akira Yamauchi, Hiroykui Kawase, Toshio Shibaki, Haruo Nakajima
DVD (Marketing)

Bedingt durch die immer größere globale Umweltverschmutzung taucht aus einem See voller unschöner chemischer Ablagerungen ein gnubbliges Monster mit feuerroten Augen auf – Hedorah (in der deutschen Fassung Hydrox). Die/Der gute absorbiert sämtliche Ablagerungen, atmet mit Vorliebe den Dreck aus Fabrikschornsteinen ein und hat die unerfreuliche Eigenschaft, ihre Nahrung in purem Schwefel umzuwandeln, den sie furzenderweise über die gepeinigte Bevölkerung ausschüttet. Doch das Biest hat die Rechnung ohne Godzilla gemacht, der inzwischen zu Japans Knuddel- und Rettermonster Nr. 1 degradiert wurde. Als der Abgasheini auch noch mit fliegenden Kotbällen schmeisst, reicht es Big G, und es gibt auf die Nuschel.

Das liest sich sehr trashig, ganz so wie man es von einem japanischen Monsterfilm, grade aus der Zeit der frühen 70er Jahre erwartet. Leider will sich aber nicht wirklich eine unbefangene Genießerstimmung bei meiner einer einstellen, da der Film letztlich mehr verschenkt als erreicht. Okay, man wollte bei der TOHO offensichtlich neue Wege gehen und der zuletzt etwas schwächelnden Godzilla-Reihe wieder etwas frisches Blut hineinpumpen. Die Idee mit Hedorah/Hydrox, als Reaktion auf die aktuellen Probleme der weltweiten Umweltverschmutzung, war da nicht die schlechteste Idee. Jedoch wurde aus dem potenziell-düsteren Background der neuen Kreatur unter den Händen von Regisseur Yoshimitsu Banno ein kleines harmloses, manchmal obskures Kinderfilmchen. Nur in ein, zwei Sequenzen (Hedorah fliegt über Menschenmassen hinweg, die wie die Fliegen umfallen und nur noch Skelette übrigleiben) wird angedeutet, was man hätte aus dem Stoff machen können. Das war es dann leider aber auch. Interessant ist, dass durch die Fokussierung auf den neuen sozial-kritischen Brennpunkt Umweltverschmutzung der alte, klassische der Warnung vor dem bedenkenlosen Einsatz der Atomkraft nun völlig verschwindet und sogar ins Gegenteil verkehrt wird. Letztlich ist es nämlich Godzillas radioaktiver Strahl, der die fliegende Giftgaskloake ins Jenseits befördert.
Darüber hinaus hat der Film noch mehr Eigenschaften, die einen mürbe machen. Da wäre zum einen die größtenteils schrecklich nervtötende Filmmusik von Riichoro Manabe. Egal ob die musikalische Untermalung von Godzillas Kämpfen oder aber der Titeltrack, der von einigen der schlechtesten Backgroundstimmchen aller Zeiten geadelt wird. Ein weiteres Ärgernis hat sich zudem wieder einmal in der Rollenverteilung des Drehbuches versteckt. Waren es bisher immer die typisch altmodischen Frauenrollen der Marke weinerlich, Schreianfall gefährdet, und alle-drei-Schritte-auf-die-Fresse-fallend-wenn-ich-vor-nem-Monster-wegrenne, die es in Kauf zu nehmen galt, so ist es diesmal die Figur des kleinen Sohns von Dr. Yano. Anstatt dieser zur Hauptrolle hochgeschossen wird, liegt er nach einer Furzattacke die meiste Zeit doof im Bett rum, während sich sein Sprössling hübsch altklug-nervtötend durch den Film artikulieren darf. Der Kleine ist ein absoluter Godzilla-Fan, träumt von ihm, geht mit seinem Gelaber um Godzilla allen auf den Keks und darf ihm am Schluss noch kitschig-niedlich nachwinken. Die Rolle ist wohl noch ein Überbleibsel aus dem 1969er-Eintrag „Godzilla’s Revenge“, in dem die Herren und Damen Großhufer nur in den Träumen von einigen Kiddies als deren Beschützer vorkamen. Hier nun geht man in der Hinsicht noch einen Schritt weiter, da der Film als einzigen vagen Grund, warum Godzilla überhaupt auftaucht, den festen Glauben des Jungen anbietet, dass es der große Grüne Hedorah schon zeigen würde. Generell ist Godzillas Rolle im Film alles andere als toll. Sie taucht irgendwann auf, rennt tapsig durch putzige Landschaftsminiaturen, kabbelt sich mehrmals mit dem rotäugigen Stinker (wobei sie meist den kürzeren zeiht) und darf am Ende einen geistreichen Einfall haben, der das Vieh den Garaus macht. Das ist dramaturgisch nicht wirklich der Knaller. Apropos Knaller: den schießt natürlich wieder mal die deutsche Synchronfassung ab, die dem Film, nicht als einzigem der Serie, in eine imaginäre Frankenstein-Posse verwandelt. Zudem sind es auch nicht die Teufelsmonster, sondern höchstens ein einziges. Da der Titel, so blöde wie er ist, nicht einfach so im Raum stehen konnte, musste er natürlich irgendwo rein in die Synchro. Ein beatiger Tanzschuppen wird zum Angriffziel der Monster-Stinkmorchel, die eine kleine Kostprobe ihres leckeren Schlammes die Treppen zum Etablissement runterschickt. Beim Anblick der grünen Suppe fällt den panischen Discogängern dann nichts besseres ein als: „Was sind denn das für Teufelsmonster?! – „Ahhhh, Frankensteins Teufelsmonster!!!“ Ob das ein Kommentar zur verkifften Jugend jener Zeit war? Ich habe da so meine Zweifel.

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