Sonntag, Oktober 02, 2005

Mirinda Red - And you're Dead!

La Citta` Sconvolta: Caccia Spietata al Rapitori
(Kidnap Syndicate / Auge um Auge)
ITA 1975 95 Min
von Fernando di Leo
mit Luc Merenda, James Mason, Irina Maleeva, Vittorio Caprioli
DVD (Raro)

Der Sohn des Mechanikers Colella wird zusammen mit dem Spross des Geschäftsmannes Filippini entführt. Da dieser jedoch mit den Kidnappern um die Höhe des Lösegeldes feilscht,  beschliessen diese, ihm klar zu machen, dass sie seine Verhandlungstaktik sehr missbilligen. Sie bringen den Jungen von Colella um, aus dem sowieso kein Geld herauspressbar gewesen wäre. Doch Colella fügt sich nicht in stille Trauer.
„La Citta` Sconvola…“ zerfällt hübsch in zwei Teile. Der erste beschreibt das Kidnapping und dessen Ausgang und kommt ruhig und gediegen daher. Fernando di Leo ist ja bekannt dafür, dass er, trotz der Kommerzialität seiner Filme, immer eine kleine gesellschaftskritische Note in seine Werke mit einbaute. Die Vorlage von Galliano Juso (der erste Film di Leos nach einer Fremdidee) dramatisiert die zu der Zeit in Italien gehäuft auftretenden Entführungen, in das Drehbuch baute di Leo dann noch weitere für damalige Italostreifen nicht untypische sozialkritische Momente ein: Den Armen sind immer die (ersten) Opfer! Den Reichen geht Geld über alles, auch über ihr eigen Fleisch und Blut! Da wir es bei vorliegendem Film aber immer noch mit einem Actionfilm zu tun haben, bleibt es bei diesen äußeren Feststellungen. Nach der emotionalsten und damit stärksten Szene des Filmes, der Identifizierung des toten Sohnes durch Colella, ist der Worte genug gewechselt: Herr Merenda zerfliesst mitnichten in Selbstmitleid. Er will Blut sehen. Jetzt!
Damit einher geht natürlich auch, wie typisch im Subgenre der Rachestreifen, dass es mit der Nachvollziehbarkeit der psychologischen Motivation des Hauptprotagonisten nun vorbei ist. So aufregend und unterhaltsam das folgende auch ist, logisch ist es auf jeden Fall nicht. Wer damit leben kann (ich kann es), bekommt nun 45 Minuten lang den Mund nicht mehr zu, den Colella geht auf und davon. Der Mann ist eine tickende Zeitbombe, und schon bald wünscht sich jeder Involvierte der Entführung, er hätte sein Leben sinnvoller geplant. Da hilft auch keine späte Reue mehr, wenn Merendas Gesichtsknochen vor Wut ins Rotieren kommen, dann rappelts im Karton. Rache ist Blutwurst – und beim Metzger gabs heute ein Sonderangebot.
„Auge um Auge“ (die Titelschmiede geht mal wieder leicht am eigentlichen Thema vorbei, ja mei!) zeigt di Leo in Bestform. Die Action ist bestens in Szene gesetzt, die Darsteller (Merenda als Trauender und Derwisch, Mason als knorriger, kalter und kalkulierender Geschäftsmann und Caprioli als Commissario mit den sprechenden Händen) sind erste Sahne und die Musik von Luis Enrique Bavalov (die auch das „Vorspiel-Thema“ aus „Milano Caliber 9“ zitiert) bringt uns die tragischen und tempolastigen Momente des Filmes noch näher. Liebe Italo-Filmgucker-Gemeinde: Dieser Film ist das Eintrittsgeld wert!

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