Freitag, September 09, 2005

Vogelgrippe: Final SARS

Godzilla – Final Wars
(Gojira: Feinaru uôzu)
JAP/ AUS / USA / CHI 2004 125 Min
von Ryuhei Kitamura
mit Masahiro Matsuoka, Rei Kikukawa, Akira Takarada, Don Frye
Kino [Toho (Fantasy Filmfest)]

Oh ihr Erdenmenschen passet auf – die Xiliens sind da! Anfangs noch im Gewand von friedliebenden Außerirdischen, lassen sie schon sehr schnell die Hosen fallen: Unseren Planeten wollen sie als riesengroßen Bauernhof, mit den Menschen als Nutzvieh. Dazu haben sie sämtliche TOHO-Monster plus die olle Emmerich-Schabracke in ihre Gewalt gebracht. Einige Wissenschaftler und die „Earth Defense Force“ wollen aber den Spitzenplatz in der Nahrungskette nicht kampflos frei geben – und so kommt ihr unkonventioneller Mitarbeiter und Kutterkäpt’n Douglas Gordon auf DIE bahnbrechende Idee überhaupt:

Was Käpt’n, wir sollen Godzilla aus dem arktischen Eis befreien, damit er gegen die Monster kämpfen und sie vernichten kann? In der Zeit sollen wir die Hauptbasis der Xiliens angreifen und sie in die Galaxis zurück schiessen? Und dann sollen wir Godzilla wieder im arktischen Eis begraben? Ist das ihr Plan?!? --- YEAH!!!

Wie man sieht kommen Amis meistens auf logisch nachvollziehbare, wohl durchdachte realistische Pläne mit kalkulierten Risiko und hoher Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Durchführung. Ist ja klar: Big G ist grad 50 geworden, da brauch man schon ein besonderes Geschenk zum Jubiläum. Da Sie wie alle Damen diesen Alters gerade ihre Wechseljahre und Mid-Life-Crisis hat, ist sie nicht wirklich gut drauf. Daraus folgt: Es gibt was uff’n Nüschel!

„Godzilla: Final Wars“ macht Spass! Zum Abschluss der dritten Staffel gibts eine knallige Burzeltags-Party und alle alle sind gekommen, um sich von der Grand-Dame aller Riesenviecher persönlich ne Jubiläums-Schelle abzuholen. Das ganze hat ordentlich Tempo, einen guten Soundtrack von Keith Emerson und Darsteller, die die Idiotie der Story hervorragend unterstreichen. Denn bitte – ein Godzi-Film ist nur echt mit pilzerauchenden Drehbuchautoren. Selbst Rührei Kitamura kann dem Film nichts anhaben, da seine Regie-unfähigkeit hier hervorragend ins Gesamtbild passt. Ich hab ja nie verstanden, warum Kitamura so eine gute Reputation bei vielen Asia-Guckern hat. „Final Wars“ ist da ein weiteres Beispiel für den typischen Kitamura-Stil: selbstzweckhaftes Kameragespiele und eine wirre Auflösung der Actionszenen (man siehe sich nur das „Fussball-Spiel“ zwischen Godzilla und zwei Mitmonstern an!). Hauptsache hip und cool! Leider ist seine hektische Regie wenig dazu angetan, dem 2-h-Film ein paar kleine Verschnaufpausen zu gönnen, so dass doch gegen Ende eine gewisse Überreizung einsetzt. (Mir taten in den Zusammenhang die armen Filmfest-Besucher leid, die unterhalb der achten Reihe im Kino saßen.)
Ansonsten ist das Drehbuch durchaus gelungen. Godzilla ist hier eine gelungene Mischung beider verschiedener Ansätze. Sie ist durch und durch böse, wird aber trotzdem zum Retter der Menschheit, wenn auch, und hier ist der Unterschied zu den ganzen niedlichen Monstersmashern der End-60er und frühen 70er Jahre, von ihr unbeabsichtigt und nur durch menschliche List dazu getrieben. Ein Ansatz, der mir persönlich gefällt. Auch werden einige Reminiszenzen an die alten Toho-Filme sowie an aktuelle Ami-Sci-Fi-Heuler in die Runde geschmissen. Da wird schon mal deutlich sichtbar ein Spielzeugpanzer zertrampelt und Godzillas Sohn Minya variiert in seiner Größe zwischen der eines Kindes (wie im von Fans meistgehassten Film der Serie „Godzillas Revenge“) und der eines wirklichen Monsternachwuchses (wie bei seinen ersten Leinwandauftritten). Zudem gibt es Anspielungen auf X-Men und Konsorten – und die doofe Emmerisch-Echse „Zilla“ kriegt vom Original ne Abreibung. Klar, wer lässt sich schon gerne von einem blöde aussehenden Doppelgänger verarschen. Jedenfalls darf sich der Bastard den wohlverdienten Prankenhieb abholen und findet sich ratzfatz unter einem Hochhaus im Grab der unnötigen Plagiatmonster wieder. „Ich wusste, dass dieses Erdenmonster nutzlos ist!“ schmollt da der Ober-Xilien. Ein paar nette One-Liner, hauptsächlich von Don Frye vorgetragen, hat der Film auch noch zu bieten. Die sorgen zwar nicht für Lachkrämpfe, sorgen aber für angenehme Kurzweil, bis die grüne Dicke nach einer Stunde die Leinwand betritt.

Kurzum: wer Godzilla-Filme mag, auf handfesten Monstertrash abfährt und alle seine Lieblingsmonster aus den damaligen Kindervorstellungen im Kino um die Ecke wieder sehen will, kommt beim finalen Kampf der Mutterechse auf seine Kosten, sofern er im oberen Teil des Kinos sitzt. Aber ich schätze mal, dass der deutsche Anbieter Splendid Big-G wohl gleich auf DVD loslässt.

In diesem Sinne: „Listen kid, there are two things you didn't know about the Earth. One is me. And the other is... Godzilla.“ (Douglas Gordon)

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