Kommissar X
jagt die roten Tiger
D/ITA 1971 85
Min
von Dr.
Harald Reinl
mit Tony Kendall, Brad Harris, Rainer Basedow, Gisela
Hahn
Video (VMP)
Zwischen 1966
und 1969 konnte sich Herr X ausgiebig in deutschen Kinos austoben. 6 Spielfilme
entstanden in kurzer Reihenfolge, was, wie immer, dazu führte, dass der Wind
der konzeptionellen Abnutzung die Zuschauer nach und nach aus den germanischen
Kinotheatern wehte. So wurde branchenüblich Herr Kommissar aufs Altenteil
gehievt, um seinen Lebensabend fröhlich schlabbernd vor sich hin zu örken. Doch
nicht lange sollte er ihn wohliger Nichtstuerei vor sich her faulen, denn ein
findiger Produzent wollte 1971 noch einmal alles auf den alten Klapperkasten
setzen. Ein Re-Boot also, und mit im Boot saß auch sein alter Spießgeselle Tom
Rowland. Ein paar modische Neuerungen, vor allem in der Gewaltsektion, zu der
ewig gleichen abgedroschenen Agentensülze (Geheimorganisation, Frauen, exotische Kulisse etc.) sollte die Zuschauer wieder für den
guten Kommissar X einnehmen. Dazu wählte man noch Qualität für den Regiestuhl
und ließ sich gleich den Filmdottore Reinl kommen und das Abenteuer
marktgerecht in die Filmrolle zu hämmern. Doch irgendwie irgendwo müssen sich die
Dinge während der Produktion dann negativ entwickelt haben (wahrscheinlich war
einfach auch das Budget knapp) – oder um es kurz zu sagen: „Kommissar X jagt
die roten Tiger“ ist ein ziemlicher Heuler geworden. Warum? Wieso? Weshalb? Gucken
wir uns die Sache mal an:
Regie/Schnitt:
Reinls Arbeitszeugnis würde bei diesem Film wohl lauten: „Er war stets bemüht!“
Oder aber: „Akute Unlust tötete die Kreativität!“ oder wahrscheinlicher: „Wenig
Budget = wenig Drehzeit = wenig Regie! Tatsächlich zeigt die Regieleistung deutliche
Anzeichen dafür, dass die Brieftasche der Produzenten wahrscheinlich nicht
allzu weit geöffnet war. Es gibt massenweise Zooms und hastige Szenenwechsel, so
dass ich mir sekundenweise immer wieder wie in einem Erguss des guten alten Jess
Franco vorkam. Der Drive fehlt auch in Punkto Schauspielerführung. Das schaut
alles ziemlich teilnahmslos aus, so als wolle uns der Doktor zurufen, dass er
keinen Bock auf den Mist hatte. Interessant ist in dem Zusammenhang die Frage,
ob der fertige Film von vornherein so konzipiert war, oder aber in der
Post-Produktion noch krampfhaft versucht wurde, zu retten, was noch zu retten
ist... Warum ich mir diese Frage stelle, Teil 1 - Die Actionszenen: Die sind
ziemlich vergurkt, weil sie mit einem stetigen Zeitraffer versehen sind, der an
selige 30-50er Jahre-Filme erinnert. Ob der gute Regie-Doktor dafür sein Einverständnis
gegeben hat? Oder er sogar meinte, dass sähe gut aus?
Kendall/Harris/Basedow:
Alle drei wirken auch etwas müde in dem Film. Um das aufzupeppen, hat man gerade
den Dialogen der Herren Kendall und Harris ein Brandt-zeichen auf die Schalmei gestanzt. Jepp, es gibt die volle Ladung an
mal mehr, mal weniger gelungenen Einzeilern, gepaart mit etwas Situationskomik
und ein paar Rainer-Klassikern – der „Scheuerfutz“ ist auch wieder an Bord. Das
ist tatsächlich stellenweise witzig, wirkt aber an manchen Stellen genauso deplatziert
in Film, der ja mit einer eher ernsten Hauptstory unterwegs ist. Doch gegen
Schmierlappen Basedow verkommen diese Bedenken zum Nebenschauplatz, denn er ist
hier meine Persona non grata. Als Comic Relief im Film wirkt er in seiner überzogenen
Glitschigkeit eher abstoßend als belustigend. Gruselig! Schon nach zehn Minuten
habe ich mir gewünscht, dass der Ziegelstein, von dem gleich noch die Rede sein
wird, ihn getroffenen hätte. Der Ertragbarkeits-Faktor des Films hätte es ihm
gedankt. Auch hier drängt sich übrigens die Frage nach Plan oder Kosmetik auf… Warum
ich mir diese Frage stelle, Teil 2 – Die Rollen und ihre Funktion: Wenn ich
Saft-Tolle Basedow als Comic Relief im Film installiere, warum bekommen dann
Kendall und Harris über die Synchronisation die ganzen Kalauer zugeschustert?
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