Mittwoch, August 31, 2005

Teaching Japanese Children

Das wandelnde Schloss
(Hauru no ugoku shiro)
Japan 2004 119 Min
von Hayao Miyazaki
Kino (Universum)

Die junge Sofi wird von einer bösen Hexe in eine alte Frau verwandelt, da sie von ihr als potenzielle nachfolgerin in der Gunst des Zauberers Hauro gesehen wird, dem jungen Mann, der einst von ihr verlassen wurde. Sofi flieht in das wandelnde Schloss des Zauberers und verdingt sich als Haushaltkraft. Nach und nach stellt sich heraus, dass alle anwesenden und im Verlauf des Filmes dort eintreffenden Personen mit einem persönlichen Fluch belastet sind, zu dessen Entschlüsselung man Herz und Mut braucht sowie eine Reise zu sich selbst unternehmen muss.
Hayao Miyazakis („Prinzessin Mononoke“, „Chihiros Reise ins Zauberland“) neuester Film kann als weiteres Qualitätsprodukt aus seiner Anime-Schmiede „Ghibli“ gesehen werden. Über die altmodisch guten, detailverliebten und phantasievoll ausgeschmückten Animationen und Zeichnungen muss man nicht viele Worte verlieren, da sie zu einem Gütesiegel des Studios geworden sind. Wie immer scheiden sich hier die Geister: Wer sich mit dem ureigenen fernöstlichen Manga/Anime-Zeichenstil (riesige Augen, Münder, die schon mal über das halbe Gesicht aufgehen etc.) anfreunden kann, wird sich ganz der Story und dessen Emotionen hingeben können, allen anderen wird der Zugang zu diesen Werken verschlossen bleiben. Geschmacksfrage halt! Dabei ist dies wirklich schade, denn auch „Hauru no ugoku shiro“ führt die erfolgreiche Ghibli-Tradition, gesellschaftspolitische Kommentare ohne Holzhammer oder erhobenen Zeigefinder in die kurzweiligen Geschichten mit einzubauen, fort. Stell dein Licht nicht immer unter den Scheffel bzw. Schönheit ist a) relativ und b) nicht alles im Leben! wird den Zuschauern mit auf den Weg gegeben, Egoismus lässt dich haltherzig werden und ist das entgegengesetzte Extrem von geringem Selbstvertrauen (Die gesunde Mischung machts halt, gell!). Ansonsten wartet der Film noch mit einem Statement gegen den Krieg auf, und zeigt erneut zwei von Miyazaki oft benutzte Themen: Die intakte Familie, bei der sich Jung und Alt gegenseitig helfen und respektvoll miteinander umgehen und dem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, dessen Schönheit und Vielfältigkeit einzigartig ist. All das wird der Geschichte untergemischt, ohne dass das Ergebnis in einzelne Teile zerfällt, denn die Story (lose basierend auf einer Geschichte von Diana Wynne Jones) ist kraftvoll genug, um die „Beigaben“ zu halten. Dabei bedient sich Miyazaki eines langsamen Erzähltempos, das aber niemals zu Langweile verkommt. Ebenfalls typisch ist eine relative Offenheit der Geschichte. Miyazaki kümmert sich nur um die Details, die zum Verständnis der Vorgänge im Film notwendig sind. Hintergründe (z.B. der Grund für den Krieg) werden nicht mitgeliefert. Auch lässt er seinen Personen etwas geheimnisvolles, erklärt niemals alles durch – und lässt damit Raum für die (kindliche) Phantasie des Zuschauers, sofern er sie aufbringen kann und möchte. Und genau hier liegen Welten zwischen Disney und Konsorten zu den „Ghibli-Filmen“ oder denen von Katsuhiro Otomo („Akira“, „Steamboy“) und Mamoru Oshii („Ghost in the Shell“).

Kritisiert werden muss leider wieder die deutsche Synchronisation, die stimmlich eigentlich gut umgesetzt wurde – bis auf die Titelfigur Sophie. Egal ob jung oder alt, die Stimme ist klanglich einfach unpassend.